Fenster zum Heiligen

Über Symbole vermittelt sich uns das Reich Gottes. Ein Symbol ist keine bildhafte Festschreibung, keine Allegorie, man sagt nicht einfach das eine mit anderen Worten. Ein Symbol ist ein Bild, das in unseren Herzen aufgehen, entflammen soll. Und so ist es mit dem ganzen Gottesreich. Das Gottesreich ist Symbolon, wirkungsvoll zusammengefügt, damit es sich entfaltet. Flammende Herzen, nichts, was festgelegt ist durch eine menschliche Dimension. Aber angelegt durch und in uns, letztlich durch Gott. Wir sind die Träger davon, wir machen es, wir bewirken es, Gott hat es gegeben. Und so hat Jesus es auf eine ganz kostbare Art und Weise verstanden, den Menschen das Gottesreich nicht soziologisch zu beschreiben, sondern eben symbolisch. Weil er kein Herrscher sein wollte. Hätte er es soziologisch beschrieben, hätte er gesagt: "Pass auf, im Gottesreich muss es eine Führungsinstanz geben, die wird immer demokratisch gewählt, vielleicht ein Parlament", dann hätte er all das den Menschen erklärt. Sie hätten es womöglich auch gemacht, und dann wäre es, wie so manches System, zerbrochen. Die Kommunisten haben es ja auch gut gemeint. Gut gemeint, und was kam dabei raus? Es hilft nichts, politische Systeme vor- oder fortzuschreiben. Jesus war kein Vordenker, nicht jemand, der Ziele bestimmte und die Wege dahin vorzeichnete, kein Mann von Strategie und Taktik. Er hat den Menschen die Symbole geschenkt, damit sie in ihnen aufgehen. Und darin sind wir dann plötzlich alle wieder wert, finden wir unsere Individualität, unseren besonderen Wert in der Gestaltung des Gottesreiches. Und wir beginnen jetzt, im Hier und Jetzt des Gottesreiches. Es ist mitten unter euch, hat Jesus gesagt. Aber natürlich nicht zur Gänze. Es ist etwas, das auf einmal auch wieder unter unseren Händen zerrinnen kann, es kann sich verflüchtigen bei uns, aber es ist nie weg. Der Glaube versetzt dabei Berge. Je mehr wir glauben, je mehr wir uns in diesem Glauben verankern, umso gewisser wird, dass sich das Reich Gottes bereits unter uns realisiert und dass wir das, was wir nicht vermögen, beruhigt in die Hände der Schöpferkraft zurücklegen dürfen. Das Reich Gottes ist keine fremde, äußerliche Utopie. Es ist Gegenwart Gottes, des Geistes Gottes in uns und unter uns.

Wie Jesus die Seele heilt. S. 165.

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